Impuls in besonderen Zeiten – Nr. 73

April, April...

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

ich hoffe, Sie sind heute wenigstens schon einmal ordentlich in den April geschickt worden! Das klingt in diesen Tagen zumindest erst einmal ein bisschen gewagt, weil man sich angesichts der weltpolitischen Entwicklungen und des Kriegs in der Ukraine kaum traut zu lachen und heiter zu sein. Das erscheint dann als der Ernsthaftigkeit unserer Welt und des Schicksals von Millionen Geflüchteten nicht angemessen. Aber ist das wirklich so?
„Das Gelächter ist der Hoffnung letzte Waffe“, hat der Theologe Harvey Cox vor über 50 Jahren –mitten hinein in die Situation des kalten Kriegs – formuliert. Und er fährt fort: „Unter Unglück und Sterben lachen wir, statt uns zu bekreuzigen. Oder, vielleicht richtiger gesagt, unser Lachen ist unsere Art, uns zu bekreuzigen. Es zeigt, dass wir – trotz jeder Erfahrungsgrundlage für die Hoffnung – das Hoffen nicht aufgegeben haben“ (Harvey Cox: Das Fest der Narren, Stuttgart 1970, S. 203f.). Diese Hoffnung meint keine Weltflucht oder Distanzierung vom Ernst der Wirklichkeit; vielmehr kann die Hoffnung „angesichts des erfahrbaren Augenscheins um uns“ nur in einem „Akt kühner Unverschämtheit“ aufrecht erhalten werden (ebd., S. 203). Dafür bedarf sie der Komik und des Lachens.

Bräuche wie der Aprilscherz können helfen, dies einzuüben, gerade weil sie meist eine harmlose Form des Spottes und des Humors sind. Und sie können auch (spirituell betrachtet) helfen, angesichts der Hoffnungslosigkeit neu das Hoffen wider alle Hoffnung (vgl. Röm 4,18) einzuüben: Im Blick auf unseren Weg durch die Fastenzeit auf Ostern hin können so die Aprilscherze schon eine österliche Perspektive und Vorahnung eröffnen auf die österliche Freude und das österliche Lachen von Gott her, in das die, die heute verspottet werden, einst mit allen Erlösten einstimmen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute einmal so richtig in den April geschickt werden (oder jemanden so richtig in den April schicken) und damit eine lachende und heitere Vorahnung des österlichen Lachens!

Herzliche Grüße,

Alexander Jaklitsch, Pastoralreferent