Impuls Nr. 108

Elisabeth von Thüringen

Liebe Brüder und Schwestern,

als Kind ließ ich keine Folge der Fernsehserie „Flipper“ aus. Flipper war für mich ein Sinnbild dafür, dass am Ende immer und überall das Kluge und Gute in der Welt siegt. Und Onkel Ferdi, ein guter Mensch trotz dunklem Drang der Aufklärung, grinste: „Flipper ist ein dressierter Delfin und längst tot.“ Ich war entsetzt! 

Elisabeth von Thüringen kommt Anfang des 13. Jahrhunderts in Ungarn zur Welt. Damit ist die Prinzessin fast eine Zeitgenossin ihres späteren Vorbilds Franz von Assisi und wie er hineingeboren in privilegierte Verhältnisse. Sie soll in den thüringischen Adel einheiraten, so dass sie fern ihrer Eltern in der Familie ihres Zukünftigen auf der Wartburg aufwächst. Der Wanderprediger Konrad aus Marburg wird bald schon ihr lebenslanger Beichtvater. Allerdings stirbt der ihr zugewiesene Landgrafensohn vorzeitig, so dass dessen Bruder zum Zuge kommt. Das Paar lebt auf verschiedenen thüringischen Landsitzen und bekommt drei Kinder. Ihr Mann unterstützt ihre caritativen Aktivitäten für die Armen der Umgebung und sieht darüber hinweg, dass sie alles andere als standesgemäß Geld und Lebensmittel verteilt und ansteckende Unfreie pflegt. Konrad drängt im Auftrag des Kaisers die fromme und sich drastisch selbst kasteiende Elisabeth, ihren Mann zur Kreuzfahrt zu überreden. Er stirbt wie so viele bereits in den ersten Wochen an einer Seuche. Sie ist nicht bereit, einen weiteren Bruder ihres Mannes im Sinne adliger Machtpolitik zu ehelichen und tritt aus dem Adelsstand damit aus. Eine Flucht auf die Wartburg sowie in ein Kloster bieten ihr keinen Schutz. Ihre drei kleinen Kinder und sie sind praktisch vogelfrei, quasi entmündigt und staatenlos. Konrad von Marburg ist in der Zwischenzeit zu einem einflussreichen Kleriker aufgestiegen und wird vom Papst, verheutigt formuliert, zu ihrem gesetzlichen Betreuer ernannt. Er hilft ihr, ein Erbe ihres Mannes durchzusetzen und in Marburg ein neues Leben als Leiterin ihres eigenen Hospitals für die Armen zu beginnen. Ihre Kinder werden ihr entzogen und müssen getrennt voneinander aufwachsen. Elisabeth verschenkt, der Einwilligungsvorbehalt war noch nicht erfunden, kurze Zeit später an die Armen ein Viertel ihres Geldvermögens. Als Konrad davon erfährt, ist er außer sich und ordnet schwerste Misshandlungen an. In ihrem eigenen Hospital darf sie nur noch niederste Dienste tun, wird ständig bespitzelt und wegen Nichtigkeiten verprügelt. Am 17. November 1231 stirbt Elisabeth im Alter von 24 Jahren und wird in der Franziskuskapelle ihrer Krankenstation beigesetzt. 

Drei Jahre später werden die Besitztümer Elisabeths dem Deutschen Orden überschrieben. Vier Jahre später wird sie auf Betreiben Konrads als Sinnbild für tätige Nächstenliebe heiliggesprochen. Über ihrem Grab wird die erste gotische Kirche östlich des Rheins in nur 50 Jahren gebaut. Diese Kirche wird Dank Elisabeths Beliebtheit im Volke sowie der Bemühungen Konrads sowie anderer Verwandter um ihre Heiligsprechung zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort und verhilft Marburg zu einem wirtschaftlichen und politischen Aufschwung. Das Landgrafenschloss, das ein Enkel Elisabeths nach erbitterten und schlussendlich gewonnenen Erbstreitigkeiten baute, dominiert das Marburger Stadtbild bis heute.

Die Heilige Elisabeth von Thüringen ist seit Jahrhunderten tot. Sie ist neben Katharina und Teresa ein Star unter den europäischen Heiligen. Ein Schüler Giottos und später Moritz von Schwind trugen mit ihren bekannten Bilderzyklen auf ihre Weise dazu bei. Martin Luther schätzte Elisabeth. Im Zuge der Reformation wurde ihr Grab geräubert. Ihre facettenreiche Persönlichkeit lockt, sich mit ihrer Zeit, ihrem Leben und Nachleben im Spiegel des eigenen Lebens auseinanderzusetzen. Was erzählt ein leeres Grab? Welche Hoffnung verheißt Elisabeth? 

Liebe Grüße schickt Renate Gottschewski

P.S.: Auf den Spuren von Elisabeth von Thüringen pilgert auch die Pfarrei im nächsten Jahr

Mit der Pfarrei auf dem Weg

Für 2024 ist eine neue Pilgerroute geplant. Dieses Mal geht es auf dem Elisabethpfad von Marburg nach Eisenach. Der Rahmen steht fest: Vom 5. - 14. August 2024 geht die Pilgerroute (wer nur eine Urlaubswoche erübrigen kann, kann auch am 8. August dazu stoßen).

An- und Abreise sind mit dem Zug geplant. Täglich werden 20-32 km zurückgelegt, ggf. können Teilstrecken auch mit dem Bus gefahren werden. Die vier Quartiere sind für 20 Teilnehmende gebucht, es sind jeweils zwei bis drei Übernachtungen pro Ort vorgesehen. Bei Quartierwechsel ist Gepäcktransfer möglich, so dass nur Tagesgepäck getragen werden muss. Die Kosten betragen pro Person etwa 330 Euro (inklusive Übernachtung und Frühstück, ÖPNV, Eintritte und Transfer). Hinzu kommen Kosten für Abendessen und die Verpflegung unterwegs.

Gottesdienste und regelmäßige geistliche Impulse geben den Tagen eine Prägung. Geprägt sein wird die Woche aber auch durch die Strecke in Osthessen und Thüringen: Der Pilgerweg bietet einiges für den Geist und auch den Körper!

Bitte melden Sie sich bei Fragen bzw. zur Aufnahme in die Liste der Interessierten bei Pfr. Thomas Köster, Telefon 494183 oder per Mail thomas.koester@bistum-essen.de.