Impuls Nr. 114

Abreißen der Ähren am Sabbath

Einmal durchs Bad, Frühstückstisch decken, nebenbei die Spülmaschine ausräumen, Kaffee kochen, Kakao rühren. Und das Teewasser für die Schule nicht vergessen! Mensa-Chip, Sportschuhe, Fahrkarte, alle Bücher eingepackt? Ich brauche noch eine frische Patrone für meinen Stift und...

Viele Familien werden das kennen: der Morgen ist durchgetaktet, abgepasst wie eine gut geölte Maschine.

Solche Regelungen erleichtern uns den Alltag. Alles hat seinen Platz, seinen Ablauf, Klarheit. Es hilft uns, nichts zu vergessen und unseren kompakten Morgen zu meistern. Und irgendwie schaffen wir es, morgens alle – möglichst in Ruhe und pünktlich – das Haus zu verlassen.

Solche Regelungen und festgelegten Bahnen sollen uns helfen. Doch sie können auch einengen! Jesus wusste das. Die Textstelle von dem Abreißen der Ähren am Sabbat ist vermutlich jedem bekannt. Darin verteidigt Jesus seine Jünger, die nach der Meinung der Pharisäer das Sabbat-Gebot brechen.

So lesen wir im Evangelium nach Markus
„Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Mk2,27)

Regeln aufbrechen! Sie nicht zu wörtlich nehmen, genau hinschauen. Was will mir dieses Gesetzt eigentlich sagen? Wofür wurde das Arrangement geschaffen? Dient es dem Menschen?

Jesus ermutigt uns in dem Evangelium: Schau einmal genau hin! Was brauchst du? Was braucht dein Gegenüber? Welches Handeln ist wirklich sinnvoll?

Worauf solltest du achten?

Ich würde es heute übersetzen mit „Höre auf deinen gesunden Menschenverstand!“ Mitdenken, nicht blind auf die altbekannten Pfade schauen sondern kritisch überdenken.

So sind wir in der Fastenzeit aufgerufen, unser Handeln zu überdenken. Uns einmal von den vertrauten Wegen wegzuwagen und zu überlegen: Was braucht es, damit wir in unserer Familie gut leben können? Was braucht es für einen gelungenen Alltag? Was braucht es für unsere Gemeinde? Was braucht es für eine faire, ausgewogene Gesellschaft? Was braucht es, damit unsere Weltgemeinschaft im Gleichgewicht leben kann?

Was kann ICH tun?

Am Aschemittwoch haben wir mit dem Aschenkreuz eine Aufforderung empfangen. Diese kann unterschiedlich ausfallen, ich erinnere mich aus meiner Kindheit gerne an den Satz „Kehr um und glaub an das Evangelium“.

Diese Aufforderung ist doch recht treffend für den Beginn unserer christlichen Fastenzeit, für diese Zeit des Überdenkens. Und so wiederhole ich zur Mitte der Fastenzeit nochmal diesen Leitfaden „Kehr um und glaub an das Evangelium!

für das Pastoralteam
Anja Rommert
Gemeindereferentin der Pfarrei St. Franziskus